Arthrose beim Hund
„Mh, er lahmt in letzter Zeit beim Spazierengehen etwas, aber das legt sich dann nach kurzer Zeit…“
Dieser harmlos klingende Satz fällt beim Tierarzt häufig im Gespräch mit den Besitzern älterer Hunde. Oft ist dieses Phänomen nicht einmal der eigentliche Vorstellungsgrund beim Tierarzt, da ein kurzes „lahmen“ nicht als schlimm erachtet wird. Und doch ist diese Symptomatik typisch für eine beginnende Arthrose und damit für eine langsam voranschreitende Erkrankung des Bewegungsapparates.
Unter Arthrose versteht man den Verschleiß der Gelenke. Hierbei wird die eigentliche Kontaktfläche zweier Knochen, die dünne Gelenkknorpelschicht, durch äußere oder innere Umstände geschädigt. Dazu zählen Infektionen, Traumata, Fehlbelastungen, falsche Ernährung, spezielle Medikamente, Fehlbildungen oder eine genetische Prädisposition.
Es entstehen Unebenheiten, Auswüchse oder regelrechte Gelenkmäuse, die zu weiteren Gelenkschäden führen. Gleichzeitig führen die Schädigungen zu einer reduzierten Bildung von Synovia, der Gelenkschmiere. Dadurch treten die geschädigten Kontaktflächen des Gelenks noch mehr in Kontakt.
Kommen diese Gelenkflächen dann nach Ende einer Ruhepause wieder in Bewegung, sind diese Schwellungen und Erosionen sehr schmerzhaft: es entsteht die typische Morgensteifheit, welche auch der Auslöser für den Einleitungssatz ist.
Weitere Schäden sind die Folge. Der Körper reagiert mit einer Entzündung und der Freisetzung von Radikalen und Schmerzstoffen auf die Deformationen. Dies führt zu den klassischen Gelenkschmerzen bei Arthrosen und einer Schädigung der Gelenkkapsel.
Durch diese Probleme kommt es zu einem deutlich gesteigerten Bedarf an Mikronährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen im Gelenk. Ebenfalls werden vermehrt Knorpel- bzw. Gelenkflüssigkeits-Grundsubstanzen (Hyaluronsäure, Glucosamin, GLME) und Aminosäuren benötigt.
Nomenklatur:
Die Namensgebung einer Arthrose ist etwas uneinheitlich. So spricht im deutschen Raum von Arthrosen als „über dem normalen Maß hinausgehende Gelenkabnutzung“. Da hierbei auch Entzündungsreaktionen entstehen, wird im englischen Sprachraum von Osteoarthritis gesprochen. Diese ist hingegen nicht zu verwechseln mit einer Arthritis, also einer Gelenkentzündung durch spezifische Ursachen (z.B. durch Borreliose). Eine Sonderform stellt die Auto-immun-bedingte Arthritis da: diese wird als Rheumatoide Arthritis bezeichnet.
Die typischen Symptome sind Lahmheit an ein oder mehreren Gliedmaßen. Diese zeigen sich zu Beginn nur nach längeren Ruhephasen oder bei Wetterumschwüngen bzw. an kalten und feuchten Tagen. Nach und nach steigern sich die Symptome jedoch und es entsteht eine mehr oder weniger starke Lahmheit. Die betroffenen Gelenke können vermehrt gefüllt sein, sind schmerzhaft und warm.
Generell kann zwischen einer konservativen und einer operativen Therapie unterschieden werden.
Die konservative Therapie besteht aus Chondroprotektiva, welche die bestehende Knorpelgrundsubstanz schützen sollen (v.a. Glucosamin, MSM, Hyaluronsäure, …), der Zufuhr von wichtigen Nährstoffen (vor allem B-Vitamine, Mangan, Selen, …) und Entzündungshemmern. Diese können sowohl auf natürlicher, pflanzlicher Basis (Teufelskralle, Weidenrinde, …) als auch chemisch definiert sein: Meloxicam, Carprofen, Coxibe oder Glucokortikoide. Diese Entzündungshemmer sind dann natürlich verschreibungspflichtig.
Zusätzlich sollte die Fütterung angepasst und eventuell bestehende Übergewichte reduziert werden. Das Futter sollte für eine optimale Ausrichtung sehr viele Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA (Eicosapentaensäure) enthalten. Diese kann auch seperat zugefüttert werden, ideal um höhere Dosierungen und gleichbleibende Qualität (EPA oxidiert schnell an der Luft) zu erreichen.
Die Liege- und Schlafplätze der Tiere sollten den Umständen angepasst werden. Die Anschaffung eines orthopädischen Hundebettes lohnt sich auf jeden Fall. Wärme ist bei Arthrosen wichtig, ein Hundebett mit Rand schützt zudem vor Zugluft und die speziell konzipierte Polsterung stützt den Bewegungsapparat.
Eine gezielte Physiotherapie mit oder ohne Einsatz von Wasserlaufbändern ist ebenfalls empfehlenswert.
Die operative Therapie empfiehlt sich vor allem bei einer Arthrose, welche nur ein oder zwei Gelenke umfasst. Hierbei kann mit Endoprothesen (bei Hüft- oder Ellbogenarthrosen) gearbeitet werden, bei kleineren Hunden mit weniger als 15-20 kg kann sogar eine komplette Gelenksrevision erfolgen (Femorkopfhals-Resektion). Chirurgisch lässt sich ebenfalls das Hüftgelenk denervieren (Durchtrennung von Schmerznerven). Eine gezielte Bestrahlung betroffener Gelenke scheint ebenfalls gute Erfolge zu bieten.
Minimalinvasiv können größere Gelenke mittels Arthroskopie sondiert und behandelt werden. Hierbei werden raue Flächen geglättet („shaving“) und größere Gelenkmäuse entfernt.
Idealerweise müssen betroffene Hunde keine Treppen steigen. Laufen (v.a. Fahrrad fahren) und Springen auf harten Böden sollte unterbleiben. Gleichzeitig sollten Hunde mit Arthrose Muskeln aufbauen oder zumindest erhalten, um die betroffenen Gelenke zu stützen. Schwimmen oder Wasserlaufen ist hierfür sehr hilfreich.
Generell kommt eine altersbedingte Arthrose bei allen Rassen vor. Da aber viele Probleme des Bewegungsapparates (HD, ED, …) zu einer sekundären Arthrose führen können, sind großwüchsige Hunderassen häufiger betroffen.
Momentan fehlen Ergebnisse ob die Fütterung von Chondroprotektiva während der Wachstumsphase tatsächlich positiven Einfluss auf die Gelenke und die Arthrose-Bildung hat: meiner persönlichen, tierärztlichen Meinung würde ich dies jedoch vermuten.