Leberprobleme (Hepatopathie)

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Die Leber ist das vielfältigste Stoffwechselorgan und für alle Körperfunktionen von entscheidender Bedeutung.
Anatomisch liegt die Leber direkt am Zwerchfell, eng verbunden mit dem Magen. Nahezu das gesamte vom Magen-Darm-Trakt zurück fließende Blut sammelt sich in der Portalvene (Venae portae) und durchläuft die Leber als eine Art Filter, bevor es zum Herzen zurück strömt. Fremd- und Giftstoffe werden in der Leber abgebaut und konjugiert.
Viele Stoffe werden über Gallenkanälchen in die Gallenblase (Fun Fact: das Pferd hat keine Gallenblase!) geleitet und von dort mit der Galle in den Darm ausgeschieden.

Probleme der Leber werden häufig als Hepatitis (Leberentzündung) oder Funktionsmangel (Leberinsuffizienz) bezeichnet, aufgrund der Nähe zur Galle und der direkten Verbindung spricht man häufig auch von einer Cholangiohepatitis (Leber-Gallen-Entzündung). Lebererkrankungen bei Pferden, Hunden und Katzen können durch die diversen Funktionen der Leber in viele Gruppen unterteilt werden. Ebenso viele verschiedene Auslöser sind bekannt.

Die Symtome einer Leberinsuffizienz sind meistens gleich, unabhängig von der Ursache. Diese zeigen sich (leider!) erst wenn etwa 3/4 des Lebergewebes zerstört wurde. Aus diesem Grund können insbesondere subakute oder chronische Prozesse über einen sehr langen Zeitraum unentdeckt verlaufen. Bleiben Lebererkrankungen unbehandelt und heilen nicht aus, kommt es zu Leberfibrose bzw. Leberzirrhose, also einem bindegewebigen bzw. narbigen Ersatz von zerstörten Leberzellen. Vor allem bei Pferden hat sich deshalb die „Entgiftungskur“ durchgesetzt: hierbei sollen gefütterte Hepatoprotektiva (v.a. Silymarin) die Leber entlasten, welche durch die Aufnahme von Pflanzen-Giftstoffen (Weidegang!) Belastet wird.

Das klassische Leitsymptom einer Lebererkrankung stellt ein Ikterus (Gelbsucht) ohne Anämie (Blutarmut) dar. Die Leber erscheint mittels bildgebender Diagnostik (Röntgen, Ultraschall) vergrößert (akute Hepatitis) oder verkleinert (chronische Hepatitis). Es kann aufgrund von Stauungen oder Proteinmangel zu Aszites (Bauchwassersucht) kommen. Unspezifische Symptome sind Apathie, Schwäche, Fressunlust, Erbrechen, Durchfall, Haar- und Hautprobleme, epileptische Anfälle und Störungen des Bewusstseins.

Zwar gibt es viele Diagnosemöglichkeiten, meistens liefert aber nur die Leberbiopsie wirklich handfeste Ergebnisse.
Leberenzyme im Serum (AP, AST, GGT und vor allem ALT) sind wichtige Hinweise auf den Zustand der Leber. Das Serum-Bilirubin (ein Abbauprodukt des Blutfarbstoffes Hämoglobin) ist für die gelbe Körperfarbe bei einem Ikterus verantwortlich und dementsprechend erhöht. Auch die Gallensäuren können erhöht sein. Das wichtigste Protein Albumin ist bei einer Leberinsuffizienz fast immer erniedrigt.
Röntgenbilder zeigen eine Lebervergrößerung oder -verkleinerung, manchmal können so auch Umfangsvermehrungen bzw. Tumore festgestellt werden. Im Ultraschall kann sowohl das Lebergewebe als auch der Fluss von Pfortader und die Gallenblase beurteilt werden. Leider kommen auch die erfahrensten Untersucher mit modernsten Ultraschallgeräten nicht auf befriedigende Ergebnisse: nur etwa 30-40% der Leberprobleme können korrekt diagnostiziert werden.
Nur die Leberbiopsie (mittlerweile häufig minimalinvasiv durchgeführt) kann eine definitive Aussage über die meisten Lebererkrankung geben. Das histologische Bild gibt zudem meistens die optimale Behandlungsweise preis. Vor einer Leberbiopsie muss unbedingt ein Gerinnungstest durchgeführt werden, um eine Blutungsneigung von vornherein auszuschließen.

Die Behandlung einer Lebererkrankung erstreckt sich stets auf verschiedene Punkte:
• Abstellen der Grundursache (falls möglich)
• Absetzen von belastenden Medikamenten
• Genügend Flüssigkeitszufuhr, wenn nötig durch Infusionen
• Reduktion von Infektionen und Ammoniakbildenden Bakterien durch Antibiose (meistens mit Amoxicillin/Clavulansäure und/oder Metronidazol) und Lactulose.
• Schutz der Magenschleimhaut durch Cimetidin, Ranitidin, Omeprazol oder Sucralfat
• Behandlung der eventuell bestehenden Übelkeit durch Metoclopramid oder Maropitant
• Passende Diät: wenige und hochverdauliche Proteine, viel Kohlenhydrat, wenig Fette aber ausreichend Omega-3-Fettsäuren (v.a. EPA!)
• Bei Pferden: Zufütterung der Aminosäuren Ornithin und Cholin
• Verabreichung von säure-geschütztem S-Adenosyl-Methionin (SAMe) und Mariendiestelextrakten (Silymarin)
• Choleretika (Dehydrocholsäure) wenn kein Gallenstau besteht

Diese Vielzahl an Maßnahmen muss je nach Ursache der Lebererkrankung angepasst und verändert werden. Im folgenden sollen verschiedene mit der Leber assoziierte Erkrankungen genannt werden:

A. Hepatitis (akut)

B. Hepatitis (toxisch)

C. Hepatitis (chronisch) beim Pferd

D. Hepatitis (chronisch) bei Hunden und Katzen

E. Steroid-Hepatopathie

F. Leberstauung

G. Shunt (Portokavaler Shunt)

H. Lebertumore

I. Ikterus

J. Gallenerkrankungen