Gelenkentzündung (Osteoarthritis)
Die Namensgebung einer „Osteoarthritis“ bzw. „Arthrose“ ist etwas uneinheitlich. So spricht man im deutschen Raum von Arthrosen als „über dem normalen Maß hinausgehende Gelenkabnutzung“. Da hierbei auch Entzündungsreaktionen entstehen, wird im englischen Sprachraum von „Osteoarthritis“ gesprochen. Diese ist aber nicht zu verwechseln mit einer „Arthritis“, also einer Gelenkentzündung durch spezifische Ursachen (z.B. durch Borreliose). Eine Sonderform stellt die auto-immun-bedingte Arthritis da: diese wird als Rheumatoide Arthritis bezeichnet (siehe dort).
Unter einer Osteoarthritis bzw. Arthrose versteht man den Verschleiß der Gelenke und ist charakterisiert durch einen Abschliff von Knorpel mit Abrieb von Partikeln, Erosionen, schmerzhafter Synovialitis, einer Gelenkkapselfibrose sowie sekundären Knochenwucherungen (Osteophyten). Hierbei wird die eigentliche Kontaktfläche zweier Knochen, die dünne Gelenkknorpelschicht, durch äußere oder innere Umstände geschädigt. Dazu zählen Infektionen, Traumata, Fehlbelastungen, falsche Ernährung, spezielle Medikamente, Fehlbildungen oder eine genetische Prädisposition.
Es entstehen Unebenheiten, Auswüchse oder regelrechte Gelenkmäuse, die zu weiteren Gelenkschäden führen. Gleichzeitig führen die Schädigungen zu einer reduzierten Bildung von Synovia, der Gelenkschmiere. Dadurch treten die geschädigten Kontaktflächen des Gelenks noch mehr in Kontakt. Kommen diese Gelenkflächen dann nach Ende einer Ruhepause wieder in Bewegung, sind diese Schwellungen und Erosionen sehr schmerzhaft: es entsteht die typische Morgensteifheit, welche auch meistens das erste Symptom der Erkrankung beim Tier darstellt.
Weitere Schäden sind die Folge. Der Körper reagiert mit einer Entzündung und der Freisetzung von Radikalen und Schmerzstoffen auf die Deformationen. Dies führt zu den klassischen Gelenkschmerzen bei Arthrosen und einer Schädigung der Gelenkkapsel sowie der Ausbildung einer chronischen Entzündung.
Symptome:
Die typischen Symptome sind Lahmheit an ein oder mehreren Gliedmaßen. Diese zeigen sich zu Beginn nur nach längeren Ruhephasen oder bei Wetterumschwüngen bzw. an kalten und feuchten Tagen.
Nach und nach steigern sich die Symptome jedoch und es entsteht eine mehr oder weniger starke Lahmheit. Die betroffenen Gelenke können vermehrt gefüllt sein, sind schmerzhaft und warm.
Häufig wird eine Arthrose auch als Nebenbefund bei Röntgenaufnahmen diagnostiziert.
Therapie:
Generell kann zwischen einer konservativen und einer operativen Therapie unterschieden werden.
Die konservative Therapie besteht aus Chondroprotektiva, welche die bestehende Knorpelgrundsubstanz schützen sollen (v.a. Glucosamin, Hyaluronsäure, …), der Zufuhr von wichtigen Nährstoffen (vor allem B-Vitamine, Mangan, Selen, …) und Entzündungshemmern. Diese können sowohl auf natürlicher Basis (Teufelskralle, Weidenrinde, …) als auch chemisch definiert sein: Meloxicam, Carprofen, Coxibe oder Glucokortikoide. Diese Entzündungshemmer sind dann natürlich verschreibungspflichtig. Insbesondere Glucokortikoide, also Cortison, ist umstritten: zwar wirken diese Mittel kurzfristig recht gut und lindern die Symptome, scheinen aber ein Fortschreiten der Knorpelzerstörung zu beeinflussen. Aus diesem Grund sollte der Einsatz gut überlegt werden.
Zusätzlich sollte die Fütterung angepasst und eventuell bestehende Übergewichte reduziert werden. Das Futter sollte für eine optimale Ausrichtung sehr viele Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA (Eicosapentaensäure) enthalten. EPA kann auch in konzentrierter Form als Ergänzungsfuttermittel zugeführt werden.
Eine gezielte Physiotherapie mit oder ohne Einsatz von Wasserlaufbändern ist bei Arthrose in jedem Fall empfehlenswert.
Die operative Therapie empfiehlt sich vor allem bei einer Arthrose, welche nur ein oder zwei Gelenke umfasst. Hierbei kann mit Endoprothesen (bei Hüft- oder Ellbogenarthrosen) gearbeitet werden, bei kleineren Hunden mit weniger als 15-20 kg kann sogar eine komplette Gelenksrevision erfolgen (Femorkopfhals-Resektion). Chirurgisch lässt sich das Hüftgelenk auch de-nervieren (Durchtrennung von Schmerznerven). Eine gezielte Bestrahlung betroffener Gelenke scheint ebenfalls gute, wenn auch leider nicht besonders langanhaltende Erfolge zu bieten.
Minimalinvasiv können größere Gelenke mittels Arthroskopie sondiert und behandelt werden. Hierbei werden raue Flächen geglättet („shaving“) und größere Gelenkmäuse entfernt. Leider bilden sich die Arthrose-Zonen sehr schnell nach.
Idealerweise müssen an Arthrose erkrankte Hunde keine Treppen steigen. Laufen (v.a. Fahrrad fahren) und springen auf harten Böden sollte unterbleiben. Gleichzeitig sollten Hunde mit Arthrose Muskeln aufbauen oder zumindest erhalten, um die betroffenen Gelenke zu stützen. Schwimmen ist hierfür sehr hilfreich.