Gingivitis-Stomatitis-Oropharyngitis (GSO)
Erkrankungen der Maulhöhle sind mit die häufigste Ursache für eine Vorstellung der Katze beim Tierarzt. Als GSO wird die Feline Chronische Gingivo-Stomatitis bzw. Plasmazellgingivitis bezeichnet, welche zu einer schwerwiegenden Erkrankung der Maulhöhle von Katzen führt.
Bei der GSO handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung: mehrere Faktoren können das Auftreten begünstigen:
• Genetik: Edelkatzen scheinen häufiger betroffen zu sein.
• Haltung: Hauskatzen sind eher betroffen als Freigänger.
• Gesundheitsstatus: FIV, FeLV und FHV sind häufig bei GSO-positiven Tieren.
• Plaques: Plaque-Baktieren fördern die Entstehung von GSO.
• Immunstatus: Ein schlechter Immunstatus erhöht das Risiko einer GSO.
Ursache der Gingivo-Stomatitis scheint letztlich eine veränderte Immunantwort zu sein: Die physiologische Th1- Antwort (zelluläre Immunität) bleibt aus, dafür zeigen betroffene Tiere eine Th1-/Th2-Antwort (humorale Immunität). Dies führt zu einer Infiltration der Maulschleimhaut mit Plasmazellen und Lymphozyten. Es kommt zu Ulzeration und eitrigen Entzündungen durch die Einwanderung neutrophiler Granulozyten.
Im Serum sind die Spiegel der Immunglobuline erhöht, ebenfalls im Speichel. Die Entzündung heilt nicht von alleine aus und verschlimmert sich immer weiter bis hin zur absoluten Futterverweigerung.
Klinisch bleibt eine Gingivo-Stomatitis bei Katzen lange unentdeckt, die Tiere lassen sich Schmerzen kaum anmerken. Häufig fällt eine GSO bei Routineuntersuchungen (z.B. bei Impfungen) durch eine Gingivitis (Zahnfleischentzündung) auf.
Im fortschreitenden Stadium werden die Schmerz- und Entzündungszeichen offensichtlicher. Es kommt zur Fressunlust und Trinkverweigerung, der Fellglanz schwindet (unter anderem durch Putzunlust), Unsauberkeit und Gereiztheit stellen sich ein. Speicheln, Gewichtsverlust und Mundgeruch werden wahrgenommen. Das Klinische Bild lässt bereits die Diagnose Gingivo-Stomatitis zu.
Eine genaue Ursachen-Forschung sollte erfolgen: Virus-Nachweise (v.a. Herpes, Calici, Mycoplasmen), Immunstatus inkl. FIV und FeLV und Blutbild sowie eine Biopsie (wegen Eosinophilem Granulom) können durchgeführt werden.
Die Behandlung richtet sich nach der vermuteten Ursache der Gingivo-Stomatitis. Antivirale oder antibiotische Maßnahmen, Fütterungskorrekturen, Behebung von Mangelsituationen. Die häufig angewendeten Kortisonbehandlungen führen meist nur zu kurzfristiger Besserung. Eine vollständige Extraktion der Backenzähne führt häufig zu Symptomfreiheit, insbesondere bei Vorliegen von Caliciviren.
Die Omega-3-Fettsäure EPA kann zur Immunmodulation eingesetzt werden. Propolis und Zink konnten in humanmedizinischen Studien erfolgreich bei Gingivitis eingesetzt werden. Die Wirkung von konzentrierten Heilpilzextrakten (Reishi, Coriolus, Cordyceps, Agaricus) wird momentan in einer Studie untersucht.