Hyperparathyreoidismus (Primäre Hyperkalzämie)
Als Parathyroidea wird die Nebenschilddrüse bezeichnet. Das wichtigste, von der Nebenschilddrüse produzierte Hormon stellt das Parathormon dar, welches zusammen mit Calcitonin und Vitamin D den Calcium- und Phosphathaushalt des Organismus steuert. Bei einem Hyperparathyreoidismus kommt es deshalb zu einer Verschiebung von Calcium- und Phosphatwerten. Je nach Ursache der Erkrankung lassen sich vier Typen unterscheiden:
1. Primärer Hyperparathyreoidismus
Durch einen Tumor der Nebenschilddrüse wird unkontrolliert Parathormon (PTH) produziert. Dieses PTH erhöht die Freisetzung von Calcium und Phosphat aus dem Knochen und steigert deren Aufnahme aus dem Darm. In der Niere wird Calcium aus dem Harn gewonnen während vermehrt Phosphat ausgeschieden wird.
Die Symptome sind sehr unterschiedlich: vermehrte Harnproduktion, häufiges Wasserlassen, manchmal blutiger Urin oder Steinbildungen. Mattigkeit, Muskelschwäche und Herzrhythmusstörungen können auftreten. Häufig zeigen sich Appetitlosigkeit, Erbrechen oder Verstopfungen.
Die Diagnose ist über Blutuntersuchungen möglich: erhöhte Calciumwerte und normale oder reduzierte Phosphatwerte sind ein Indiz. Erhöhte Parathormonwerte sind beweisend. Im Ultraschall kann ein Tumor der Nebenschilddrüse dargestellt werden. Im Röntgen kann sich eine Demineralisierung der Knochen zeigen.
Die einzig möglich sinnvolle Therapie liegt in der chirurgischen Entfernung der veränderten Parathyreoidea. Ist dies nicht möglich kann versucht werden mittels Infusionen, Kortison und Entwässerung die Calciumwerte im Blut zu reduzieren.
Die Gabe von Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) kann Studien zufolge helfen einer Nierenverkalkung vorzubeugen und kann die Knochendichte und Mineralisierung stärken.
2. Sekundärer Hyperparathyreoidismus
Als sekundären Hyperparathyreoidismus bezeichnet man eine Überfunktion der Nebenschilddrüse im Verlauf einer Chronischen Niereninsuffizienz (CNI).
Dies basiert auf der Aufgabe der Niere, sowohl Vitamin D zu aktivieren als auch die Werte von Calcium (resorbieren) und Phosphat (ausscheiden) aktiv zu steuern. Durch den Vitamin-D-Mangel kommt es zu einer geringeren Aufnahme von Calcium aus dem Darm. Dadurch sinkt auch der Calciumgehalt des Blutes ab. Gleichzeitig kann die geschädigte Niere weniger Phosphat ausscheiden. Die Kombination aus wenig Calcium und viel Phosphat stimuliert die Nebenschilddrüse und es kommt zu vermehrter Ausschüttung von Parathormon, welches Calcium und Phosphat aus den Knochen freisetzt. So gelingt es dem Körper Calcium- und Phosphatwerte über einen langen Zeitraum hinweg im Normbereich zu halten, erst bei einer stärkeren CNI fällt auch dieser Notfallmechanismus aus. Die Folge ist eine massive Erhöhung der Phospatwerte im Blut (Hyperphosphatämie).
Somit dominieren bei einem sekundären Hyperparathyreoidismus die Symptome einer Niereninsuffizienz: Erhöhte Wasseraufnahme, vermehrte Urinproduktion, verringerter Appetit, Erbrechen, Urämischer Mundgeruch.
Hier findest du mehr Informationen zur CNI
Die unterstützende Gabe von Eicosapentaensäure (EPA) verringert die Menge störenden Cholesterins, verbessert die Gefäßgesundheit und den Blutfluss durch die Nieren. Zudem können chronische Entzündungsgeschehen besser kontrolliert werden.
3. Alimentärer Hyperparathyreoidismus
Als alimentären Hyperparathyreoidismus bezeichnet man die Reaktion der Nebenschilddrüse auf einen zu geringen Calciumgehalt im Futter von Jungtieren (meist aufgrund reiner Fleischfütterung). Durch diesen Mangel und ein Absinken des Blutcalciumspiegels kommt es zur Erhöhung der PTH-Werte.
Die Folgen von zu wenig Calcium im Futter können dramatische Auswirkungen auf den Knochenbau und die Gelenkgesundheit von Tieren (insbesondere von Großwüchsigen Tieren!) haben - deshalb sollten Jungtiere auch mit einem passenden Aufzuchtfutter ernährt werden, in welchem ein definierter Gehalt von Calcium- und Phosphat enthalten ist. Liegt ein fütterungsbedingter Calciummangel vor, muss dieser umgehend korrigiert werden. Um die Nierenfunktion und die Blasen- sowie Darmgesundheit zu fördern kann über eine unterstützende Gabe von Eicosapentaensäure (EPA) nachgedacht werden.
4. Unechter Hyperparathyreoidismus
Der unechte Hyperparathyreoidismus ist eine sogenannte paraneoplastische Erkrankung: hierbei kommt es zur Freisetzung eines dem Parathormon ähnlichen Stoffes. Dieser als PTHrP bezeichnete Stoff wird durch einen Tumor (häufig Analbeutelkarzinome) produziert und imitiert die Wirkung von PTH. Es kommt somit zur Freisetzung von Calcium und Phosphat aus dem Knochen.
Die Symptome entsprechen dem eines primären Hyperparathyreoidismus: vermehrte Harnproduktion, häufiges Wasserlassen, manchmal blutiger Urin oder Steinbildungen. Mattigkeit, Muskelschwäche und Herzrhythmusstörungen können auftreten. Häufig zeigen sich Appetitlosigkeit, Erbrechen oder Verstopfungen. Natürlich kommen die möglichen Symptome des auslösenden Tumors noch hinzu.
Die Diagnose ist über Blutuntersuchungen möglich: erhöhte Calciumwerte und normale oder reduzierte Phosphatwerte sind ein Indiz. Erhöhte Werte von PTHrP und niedrige PTH-Werte sind beweisend. Im Röntgen kann sich eine Demineralisierung der Knochen zeigen.
Die Therapie muss in der Entfernung des zugrunde liegenden Tumors liegen.
Die unterstützende Gabe von Eicosapentaensäure (EPA) kann die Therapieerfolge durch eine Verringerung von Entzündungsgeschehen verbessern.